
Der Mond Ist Ausgefallen
Konstantin Wecker ist aus der deutschen Liedermacherszene nicht wegzudenken.
Konstantin Weckers (65) noch immer aktuellem Studioalbum „Wut Und Zärtlichkeit” (09/2011) – dem ersten seit sechs Jahren – folgt nun, nach einer erfolgreichen Tournee, die erweiterte Live-Edition mit fast allen Tracks des 2011er Werks. Das zeigt, dass ein Künstler auch nach über 40 Karrierejahren nicht einfach nur mit einem typischen „Best Of“-Live-Album um die Ecke kommen muss, sondern neues Songmaterial in zum Teil geänderten Arrangements im Vergleich zu den Studioversionen aufbieten kann, ohne dass das Publikum gelangweilt die Flucht ergreift.
Was als Studioproduktion streckenweise etwas steif wirkte, entfaltet auf der Bühne seine ganze Pracht als ungezwungenes Zusammenkommen einer perfekt eingespielten Band mit ihrem Publikum. Unterstützt von Jo Barnikel (Piano, Bass), Nils Tuxen (Gitarre), Tim Neuhaus (Drums) und Jens Fischer-Rodrian (Drums, Gitarre) geht der Münchner Entertainer dabei mit gewohnt spitzer Zunge zu Werke und teilt gegen Staat, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus („Absurdistan“, „Der Virus“).
Konstantin Wecker nimmt die Bundeskanzlerin auf die Schippe („Die Kanzlerin“), echauffiert sich als Rock’n’Roller über pelztragende Millionärsgattinnen („Damen von der Kö“) und spielt einen Blues über deren Männer in Form eines vertonten Gedichts von Erich Kästner („Ansprache an Millionäre“). Wecker und Band passieren World-Music-Gefilde („Weltenbrand“), spielen bayerischen Reggae („Weil ich dich liebe“) und zünftige Münchner Volkslieder („St. Adelheim“). Zum Ausgleich geht es aber auch in klassischer Liedermachermanier romantisch und verträumt („Vom Schwimmen in Seen und Flüssen“), optimistisch („Was keiner wagt“) und kämpferisch („Die Weiße Rose“) zu.
Das Doppelalbum „Wut und Zärtlichkeit: Live“ ist ein Ausschnitt aus dem in aller Regel dreistündigen Bühnenprogramm Weckers, das unter anderem in der Alten Oper in Frankfurt und in der Essener Philharmonie aufgenommen wurde. Es präsentiert den Liedermacher und seine Band als künstlerische Einheit, die nachwievor eine bedeutende Institution des deutschsprachigen Liedermachergenres darstellt und aus der Szene nicht wegzudenken ist.
Anspieltipps: