
McCartney III
Lange angekündigt, oft verschoben und konzeptionell trotzdem irgendwie total neben der Spur: Die Neuauflage von „Listen Without Prejudice Vol. 1“.
Grundsätzlich muss sich der geneigte Musikfan angesichts dieser Veröffentlichung wieder einmal fragen, was dieser, mit Verlaub, Scheiß eigentlich soll. Denn selten wurde so mühevoll und verkrampft an der Neuauflage eines Klassikers gearbeitet, wie im Fall von „Listen Without Prejudice Vol. 1“, dem zweiten Soloalbum von George Michael aus dem Jahr 1990. Am Ende dieses Krampfes liegt nun ein Produkt vor, das die George-Michael-Fans zum Kopfschütteln bringen wird.
Vor rund zwei Jahren hätte sich das Werk wunderbar für eine Jubiläumsausgabe angeboten. Doch dieser Termin wurde aus den unterschiedlichsten Gründen verpasst. Zum einen gab es wohl rechtliche Probleme und zum anderen kam dem Label nach diversen verschobenen Veröffentlichungsterminen und der Suche nach einer marketingtechnischen Initialzündung auch noch der Tod des Sängers und Songschreibers am ersten Weihnachtstag des vergangenen Jahres in die Quere. Dumm gelaufen. Denn George Michael konnte sich nur noch darum kümmern, den Produzenten Nile Rodgers (u.a. Madonna, Duran Duran, Daft Punk, Mick Jagger, David Bowie) für die Überarbeitung des „Fantasy“-Songs zu gewinnen.
So bleibt unterm Strich eine inhaltlich etwas dröge, digital aufgefrischte Neuauflage eines ambitionierten Werks, das sich mit immerhin acht Millionen verkauften Einheiten etwas unter Wert geschlagen hat, obwohl es auf herausragende Stücke wie „Praying for time“, „Heal the pain“ oder auch „Cowboys and angels“ zählen kann. Dazu kommt ein gutes, aber – Hand aufs Herz – nicht überragendes Unplugged-Konzert aus London, ein bisschen Bonusmaterial aus der Allerweltskiste und fertig ist die verspätete Abarbeitung eines Re-Releases, der sich, wie schon das Original, erneut unter Wert schlägt. Diesmal aber aus anderen Gründen.
Anspieltipps: