
Abhorrent Veneration
Wikinger-Metal made in Sweden im mittlerweile elften Aufguss, der eine herausragende Balance aus Härte und Melodik abliefert.
Die schwedische Death-Metal-Band Amon Amarth gehört zu den wenigen Genre-Vertretern, die ihre Musik nicht ausschließlich über ein klassisches Metal-Label unters Volk bringen. Stattdessen stehen die Herren Johan Hegg (Gesang), Johan Söderberg (Gitarre), Olavi Mikkonen (Gitarre), Ted Lundström (Bass) und Jocke Wallgren (Drums) in Deutschland seit einiger Zeit beim Major Columbia Records (Sony Music) unter Vertrag, was in Fankreisen argwöhnisch beäugt wird, zum Beispiel weil Majorlabels latent unter dem Verdacht stehen, sich bei ihren Künstlern in Dinge einzumischen, die sie nichts angehen.
Tatsächlich handelt es sich aber nur um einen territorial bedingten Vertriebsdeal, da Amon Amarth weltweit weiterhin bei ihrem Stammlabel Metal Blade unter Vertrag stehen, das seit Anfang der 80er Jahre wie kaum eine andere Plattenfirma für die Geschichte des Heavy Metal verantwortlich ist. Amon Amarth selbst sind seit 1992 in der Metalszene aktiv und damit auch schon über ein Vierteljahrhundert Bestandteil der Hartwurstszene, doch erst mit ihrem letzten Studioalbum gingen sie auch kommerziell so richtig durch die Decke. Das Konzeptalbum „Jomsviking“ (03/2016) erreichte Platz eins in Deutschland und Österreich, Rang drei in der Schweiz, Position vier in Finnland und Kanada, die 15 in Australien, Platz 19 in den USA, Rang 25 in Belgien, die 30 in Großbritannien, Position 33 in Frankreich und 35 in den Niederlanden.
Damit sind Amon Amarth auch finanziell in der Champions League des Heavy Metal angekommen, einhergehend mit einer gesteigerten Erwartungshaltung ihrer Fans und des Labels. Deshalb investierten die Schweden viel Zeit in ihr elftes Studioalbum namens „Berserker“, das nach umfangreichen Vorarbeiten, u.a. mit Kult-Produzent Peter Tägtgren (Sabaton, Therion, Children Of Bodom, Immortal, Lindemann), letztendlich in Los Angeles unter der Regie von Jay Ruston (The Donnas, The Damned Things, Stone Sour, Anthrax, Steel Panther) aufgenommen wurde. Und mit dem Ergebnis scheint die Band zufrieden zu sein. Johan Söderberg: „Das ist für mich Amon Amarth 2.0. Wir haben uns den nötigen Freiraum gegönnt, um neue Aspekte unserer Musikalität auszuloten und herauszufinden, wer wir als Band sind. Wir wollen immer wieder Ideen entwickeln und neue Wege finden, größere und bessere Shows zu machen. Wir wollen immer wieder versuchen, jedes Detail der Band zu verbessern. Wir wollen weiterwachsen und weitermachen, solange wir die Möglichkeit dazu haben“.
Johan Hegg verausgabt sich zwar mit seinen Growls fast über die gesamte Albumlänge („Skoll and hati“, „Raven’s flight“), streut aber überraschend hier und da ein paar kurze Klargesangspassagen ein („Ironside“). Damit lockern die Schweden ihren Sound zusätzlich auf, ohne die Zügel schleifen zu lassen. Damit gelingt Amon Amarth ein Album, das in keiner Situation langweilt und eine herausragende Balance aus Härte und Melodik in den Ring wirft. So punktet „Berserker“ mit einer amtlichen Produktion, stark inszenierten Songs und viel frischem Wind, anstatt stupides Geknüppel und ausgelutschte Songstrukturen abzuliefern.
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