
Gigaton
Ist die Veröffentlichung dieses Live-Mitschnitts der Auftakt zu einer groß angelegten Archiv-Ausschlachtung im Hause Soundgarden?
Mit dem Ableben von Frontmann Chris Cornell am 18. Mai 2017 endet wohl auch die Geschichte seiner Band Soundgarden. Denn niemand kann sich wirklich vorstellen, dass eine Charakterstimme wie die Cornells auch nur im Ansatz adäquat ersetzt werden könnte. Höchstens für einzelne Live-Shows ist vorstellbar, dass sich Kollegen aus der sehr familiären Musikszene Seattles (Eddie Vedder, irgendwer?) das Mikrophon teilen, könnten um einem begnadeten Sänger Tribut zu zollen
In diesem Jahr werden Soundgarden 35 Jahre alt. Und auch wenn Chris Cornell viel mit Soloprojekten beschäftigt war, die mal besser („Euphoria Morning“, 1999) und mal schlechter waren („Scream“, 2009), standen die Chancen gut, dass die Band weiter existiert und neue Platten aufnimmt, nachdem sie mit „King Animal“ (11/2012) nach 16 Jahren Pause zurückgekehrt war. Daraus wird nun nichts mehr. Vielleicht geben ja wenigstens die Archive noch etwas her – und wenn es „nur“ Live-Material ist, so wie das vorliegenden Doppelalbum mit Aufnahmen aus dem Jahr 2013.
In diesem Moment wird klar, was die Musikwelt vermissen wird. Denn neben einer großartig aufspielenden Rhythmussektion gibt insbesondere Chris Cornell ein ums andere Mal den vogelwilden Schamanen in Jim-Morrison-Manier („Worse dreams“, „Bones of birds“, „Black hole sun“, „Rowing“, „Drawing flies“) und transportiert damit die alte Faszination für den Alternative Rock der 90er Jahre eindringlich ins Hier und Jetzt. Denn nicht ohne Grund gehören Werke wie „Badmotorfinger“ (10/1991) und „Superunknown“ (03/1994) zum Besten, was Seattle in dieser Epoche zu bieten hatte.
Anspieltipps: