
The Human Demands
Oerdings musikalische Konturen sind keinesfalls mit Ecken und Kanten gleichzusetzen. Sie sind immer auf Wohlklang und Harmonie aus.
Alle zwei Jahre gibt es ein neues Studioalbum von Johannes Oerding (37) und dazwischen jeweils einen Live-Ableger. Damit hat sich der Wahl-Hamburger seit nunmehr zehn Jahren eine komfortable Dauerpräsenz im Deutsch-Pop-Segment geschaffen, die langsam aber sicher auf eine Million verkaufte Tonträger zusteuert. Damit haben sämtliche Alben in der Karriere des 37-Jährigen Gold-Status erreicht, womit der Fahrplan für Oerdings sechstes Studiowerk klar vorgezeichnet zu sein scheint. Denn warum sollte der langjährige Lebensabschnittsgefährte von Ina Müller auch nur irgendetwas an seinem bisherigen Rezept ändern?
Vielleicht, weil es langweilig ist, sich immer wieder zu wiederholen. Vielleicht, weil man sich als Mensch und Musiker auch weiterentwickelt. Vielleicht, weil man auch einfach mal Dinge ändern muss. Bisher war Johannes Oerding der nette Liedermacher-Schwiegersohn, der jeden Tag mit seinen Gute-Laune-Songs aus dem Radio schwappt und niemanden weh tun konnte. Auf „Konturen“ will Oerding nun selbige schärfen, politischer sein und musikalisch zurück zu seinen Wurzeln – wo auch immer diese sein mögen. Es gibt Dinge, „die jetzt dringend laut ausgesprochen werden müssen“. Und damit Themen, über die Johannes Oerding noch nie gesungen hat.
Doch eines muss auch bei Longplayer Nummer sechs konstatiert werden: Johannes Oerdings musikalische Konturen sind keinesfalls mit Ecken und Kanten gleichzusetzen. Sie sind immer auf Wohlklang und Harmonie aus. Dabei gehen etwaige (politische) Botschaften völlig unter, während sich die nächsten Dauerbrenner fürs Formatradio wie von selbst herauskristallisieren („Anfassen“, „An guten Tagen“). Auf diese Art und Weise findet die angekündigte sanfte Revolution dann doch nicht statt. Stattdessen bekommen wir 13 neue Songs, die sich unverkennbar nach Johannes Oerding anhören.
Anspieltipps: