
McCartney III
Dokumentation, Konzertfilm und Soundtrack. Depeche Mode langen nach ihrer „Global Spirit Tour“ noch einmal kräftig mit einem üppigen Box-Set hin.
Mit ihrem auch weiterhin aktuellen Longplayer „Spirit“ (03/2017) konnten Depeche Mode ihrer seit inzwischen 40 Jahren bewährten Kunst weder etwas Neues abgewinnen, noch gewonnenen Boden zu verteidigen. „Spirit“ enttäuschte auf ganzer Linie und darf getrost zu den schwächsten Werken der Briten gezählt werden. Vielen Fans war dieser Umstand jedoch mehr oder weniger egal. Wichtiger war, dass Martin Gore, Dave Gahan und Andy Fletcher ankündigten, mit dem Album auf die „Global Spirit Tour“ zu gehen, die insgesamt 115 Konzerte umfasste und am Ende von gut drei Millionen Menschen besucht wurde. So konnten Depeche Mode ihre Kasse weiter auffüllen und die Fans kamen in den Genuss der alten Klassiker, von denen die Band schon sehr lange zehrt, da im vergangenen Jahrzehnt kaum noch essentielle Hits abgeliefert wurden.
Aus diesem Grund ist es auch kein Wunder, dass die seit zwei Jahren in regelmäßigen Abständen auf den Markt geworfenen, limitierten Vinyl-Box-Sets mit den 12 Inch Maxi-Singles sämtlicher Studioalben starken Anklang bei den Fans finden. Mit diesen nicht gerade günstigen Wiederveröffentlichungen lebt der Geister der 80er Jahre neu auf und bringt uns wieder an den Ausgangspunkt, warum Menschen, die inzwischen auf die 50 zugehen, noch immer wie verrückt auf Konzerte von Depeche Mode rennen. Die Herren Gore, Gahan und Fletcher sind sich dessen sehr bewusst und nutzen diesen Tatbestand umfassend aus. So wurde die „Global Spirit Tour“ mit einem Konzertfilm zuerst in die Kinos und jetzt, in Verbindung mit einem Dokumentarfilm unter der Regie von Anton Corbijn sowie dem Soundtrack auf Doppel-CD in die Läden gebracht.
Mit 20 Songs fällt die Setlist wie von Depeche Mode gewohnt knackig kurz aus, wobei die Kunst darin bestand, die Songs aus fast 40 Jahren so zusammenzustellen, dass die aktuelleren Stücke nicht komplett gegen die Klassiker abstinken. Denn eines war auch bei diesem Konzert offensichtlich: Die Fans wollen die alten Hits hören und dazu mitsingen und klatschen. Dazu bekommen sie insbesondere in der zweiten Konzerthälfte die Gelegenheit, wenn Songs wie „Everything counts“, „Stripped“, „Enjoy the silence“, „Personal Jesus“ und natürlich „Just can’t get enough“ frenetisch abgefeiert werden. Mit „Heroes“ – ein Popsong, der wie kaum ein zweiter für Berlin steht – hat es sogar eine Coverversions ins Programm geschafft, die eigentlich als totgenudelt gilt, hier aber in einer atmosphärischen und zurückhaltenden Version dargeboten wird.
Auf diese Weise haben Depeche Mode wieder einmal ein gutes Live-Set geschnürt, das musikalisch zwar keine großen Überraschungen offenbart, aber im Paket, zusammen mit dem Konzertfilm und der Dokumentation, eine wertige Angelegenheit darstellt. Wer es dagegen eher puristisch mag, kann auch zum separat erhältlichen „Live Spirits“-Soundtack greifen.
Anspieltipps: