
Let The Bad Times Roll
Wie alle Werke nach der Reunion, ist auch „Myriaden“ ein starkes Album, das dringend in der Deluxe-Ausgabe erworben werden sollte.
Wir können es eigentlich nicht mehr hören, doch auch „Myriaden“ von Selig gehört zu den Alben, die schon längst auf dem Markt hätten sein sollen, aber wie so viele andere auch, Corona-bedingt verschoben wurden. Ein halbes Jahr später als geplant liegt das Werk nun endlich vor, auch wenn sich die Corona-Lage seitdem nicht gebessert hat und (zum Beispiel) Tour-Aktivitäten nach wie vor auf Eis liegen. Da Selig aber eh schon gut zwei Jahre an ihrem achten Studioalbum gebastelt und am Ende Material für locker ein halbes Dutzend Longplayer geschrieben hatten, musste das Baby so langsam mal in die Welt entlassen werden, zumal es rund um die Albumproduktion eine spannende Rückkehr zu vermelden gibt.
Wie schon das 1994er Selig-Debüt, wurde auch „Myriaden“ in Franz Plasas H.O.M.E. Studios in Hamburg aufgenommen und von Plasa (Stoppok, Udo Lindenberg, Echt, Fury In The Slaughterhouse, Rio Reiser, Nena) höchstselbst produziert. Nachdem die Band den Vorgänger „Kashmir Karma“ (11/2017) im Alleingang eingespielt hatte, sollte es jetzt also wieder ein externer Profi richten. Was lag da näher, als die alte Chemie neu zu erwecken und ein Dutzend „Liebenslieder für den Planeten und das Miteinander“ herauszuhauen, die vielleicht sogar an die seligen Grunge-Anfangstage gemahnen.
Wer auf genau diesen Sound steht, es allerdings urwüchsiger und weniger poliert mag, sollte für einen geringen Aufpreis zu der Deluxe-Ausgabe von „Myriaden“ greifen, der das komplette Album in einer Live-Version beiliegt. Diese funktioniert durch eine andere Anordnung der Songs, den ungeschliffenen Live-Sound und eine gefühlvollere Gesangsperformance von Jan Plewka noch besser als die reine Studiovariante. Auf diese Weise gewinnt „Myriaden“ die entscheidenden Punkte hinzu, die es – wie alle Werke nach der Reunion – zu einem Klasse-Album machen.
Anspieltipps: