
Myriaden
Mit reichlich Corona-Wut im Bauch haben Madsen ein Punkalbum aufgenommen.
Nachdem Madsen erst im Februar dieses Jahres mit „Lichtjahre: Live“ die Nachlese ihres bis dato letzten Studioalbums „Lichtjahre“ (06/2018), das wie schon die beiden Vorgänger die Top 5 der deutschen Longplay-Charts knackte, vom Stapel ließ, legen die niedersächsischen Krawallmacher mit „Na gut dann nicht“ schon wieder ein neues Eisen ins Feuer. Im Prinzip sogar zwei. Denn ein bereits fertig geschriebenes Album landete erst einmal wieder im Tresor, als das Coronavirus die Pläne aller Menschen und damit auch die von Madsen durcheinanderwarfen. Stetig wachsender Frust, Wut und Langeweile mussten irgendwie kompensiert werden. Was gibt es dazu Besseres, als sich die Gitarren umzuschnallen und ein paar Punkrocksongs rauszuballern?
Also enterten Johannes, Sebastian und Sascha Madsen sowie Niko Maurer und Lisa Nicklisch ihr Heimstudio und ließen ihrem wiedererblühten Verlangen nach „Schneller, lauter, härter“ freien Lauf. In gerade einmal zwei Wochen war ein komplettes Album in trockenen Tüchern, mit dem die Wendländer ihre Wurzeln wiederentdecken. Das bedeutete, eine Interpretation des deutschsprachigen Punkrock der frühen 80er Jahre (Slime, etc.) mit dem typischen Madsen-Humor zu kombinieren („Protest ist cool, aber anstrengend“), um quasi einer alten Tradition treuzubleiben: Die Hörerschaft in zwei Lager zu spalten.
Auf diese Weise kommt bei Madsens Punkrockausflug nie die große Euphorie auf, auch wenn die Ideen hinter den Songs sehr gut nachvollzogen werden können. Es ist vielmehr ein Wechselbad der Gefühle und am Ende eben kein Punkalbum mit der Konsequenz, die Madsens Vorbilder in den 80er Jahren an den Tag gelegt haben, sondern nur eine vertonte Laune einer Band, der im Frühsommer ein bisschen langweilig war.
Anspieltipps: